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Über 'Aussicht auf Fichten'

Von der Idee zum Buch


Die Idee

Nachdem ich meinen Roman ‚Aussicht auf Fichten‘ veröffentlicht hatte, wurde ich am häufigsten gefragt: „Wie bist du darauf gekommen?“


Jetzt ist die Idee eines Liebesromans, bei dem zwei unterschiedliche Typen von Menschen aufeinanderstoßen, die sich zuvor nicht unbedingt gut leiden können, weder etwas Neues, noch etwas Originelles. Auch das Spannungsfeld Stadt – Land ist nichts Außergewöhnliches.

Gab es also eine besondere Begebenheit, die mich dazu veranlasst hat, diesen Liebesroman zu schreiben? Nein. Gab es nicht. Ich wollte immer einen Roman schreiben und habe auch schon vor Jahren einen begonnen. Und unterbrochen. Weil ich festgestellt habe, dass mir ganz einfach noch das Handwerkszeug gefehlt hat. Über Literatur zu sprechen ist doch etwas ganz anderes als Literatur zu schaffen. Und so habe ich meine ursprüngliche Idee auf Eis gelegt. Zu kompliziert für ein erstes Werk und auch zu wichtig. Für diese Romanidee brauchte ich ganz einfach noch Übung. Wie recherchiert man? Worauf ist bei Szenen zu achten? Wie baut man es auf? Wie gestaltet man Dialoge? Darüber hinaus ist für diese Romanidee Worldbuilding angesagt. Also wollte ich doch erst einmal kleiner beginnen. Und näher.

 

Das Genre

So habe ich mich auf das Genre Liebesgeschichte konzentriert. Das schien mir in der Umsetzung doch einfacher als Fantasythriller. Aber wirklich einfach ist es dann doch nicht. Bei einer Liebesgeschichte muss man höllisch aufpassen, nicht in irgendwelche Stereotypen von Figuren und auch Szenen abzurutschen. Kitschig ist es schnell. Und weil ich kitschig grundsätzlich nicht mag, wollte ich es anders.

Zuerst habe ich mit Kurzgeschichten geübt. Als ich dann dachte, die Struktur eines Liebesromans könnte ich hinkriegen, habe ich dann mit dem Roman angefangen.

 

Das Setting

Die Hauptfrage, die sich mir gestellt hat, war, wo soll er spielen? Zur Recherche neben einer Vollzeitarbeit und zwei Hunden irgendwohin fahren? Nee. Das wird nichts. Also vielleicht hier das Setting? Warum nicht? Die Menschen sind schwierig (auch wenn man sie kennt😉), die Natur ist schön und es ist eine etwas vergessene Gegend fern ab der Metropolen und angesagten Urlaubszielen. Setting: Check.

Konflikt damit auch: Check. Je länger ich darüber nachdachte, desto besser gefiel mir die Idee. Dass das Fichtelgebirge eher eine ungewöhnliche Wahl für einen Liebesroman ist, wurde mir erst später während des Projekts bewusst. Die Fichtelgebirgler und Oberfranken im Allgemeinen sind nicht wirklich für ihren Sinn für Romantik bekannt. Aber ich finde, gerade deshalb funktioniert das Ganze wirklich gut.

Die Protagonistin musste eine gegenteilige Herkunft haben. Großstadt, Weltoffenheit, Metropole. Es musste ein Ort außerhalb Bayerns sein. Aber nicht zu weit weg. Hamburg war mein erster Gedanke, aber eben zu weit weg. Frankfurt passte besser.

 

Der Schreibprozess

All diese Weichen wurden etwa 2,5 Jahre vor der Veröffentlichung gestellt. Mit dem Schreibprozess habe ich mir zuerst schwergetan. Den Anfang habe ich zig Male umgeschrieben, bis er für mich gepasst hat. Immer wieder habe ich Literatur über das Schreiben gewälzt und daraufhin habe ich wieder etwas umgeschrieben.

Mit dem Papyrus-Schreibprogramm ging es dann schon etwas besser. Da konnte ich den genauen zeitlichen Ablauf planen und die Figurendatenbank pflegen. Dass der Protagonist nicht spontan auf der nächsten Seite seine Augenfarbe wechselt …

Und so ist in etwa 1,5 Jahren ein Drittel entstanden. Bis zum November 2020. Dann habe ich beim NaNoWriMo (National Novel Writing Month) mitgemacht. Dabei versuchen Autoren auf der ganzen Welt 50.000 Wörter innerhalb eines Monats zu schreiben. Also bin ich immer sehr früh aufgestanden, habe vor der Arbeit geschrieben, habe nach der Arbeit noch weitergeschrieben und die nächsten Szenen grob durchgeplant. Ohne diese, zumindest grobe Planung, geht es bei mir auch nicht, habe ich gemerkt. Am Ende des Monats hatte ich zwar keine 50.000 Wörter, aber dafür war mein Buch fertig.

 

Überarbeiten, überarbeiten, überarbeiten

Und dann ging die wirkliche Arbeit los. Raus an die Testleser. Deren Feedback einarbeiten. Dadurch hat sich die Hauptfigur Maike komplett verändert. Und der Anfang wurde entkitscht.

Dann Lektorat. Überarbeiten des ersten Durchganges. Hier hat sich die Struktur nochmals verändert. Vorgeschichten wurden umgearbeitet, Szenen umgestellt. Der Ton hat sich verändert. Maike ist ein noch stärkerer Charakter geworden.

Dann zweiter Durchgang Lektorat. Feinarbeit. Danach Korrektorat. Einarbeiten.

Cover organisieren, Veröffentlichung vorbereiten, auf Buchsatz warten, endgültige Entscheidungen treffen. Vorher noch Fotos machen lassen, Website gestalten, Buch bei BoD hochladen und im Dezember 2021 endlich veröffentlichen.

Ich muss sagen, ich hatte mir den Fertigstellungsprozess nach dem eigentlichen Schreiben nicht so umfangreich vorgestellt, aber darin steckt fast mit die meiste Arbeit.

 

Fazit

Mein Fazit: Ich bin erstaunt, dass in keinem Nachbearbeitungsprozess der Charakter der zweiten Hauptfigur, Bastian, in irgendeiner Form beanstandet wurde und überarbeitet werden musste. Er ist exakt genauso, wie er zu Anfang war. Und auch die gesamte Konzertszene ist so geblieben.

In Anfang und Mitte des Romans stecken die meisten Änderungen. Aber ich bin froh, dass nach diesen Änderungen der Schlussteil wie ursprünglich bleiben konnte. Die Kontinuität beizubehalten, dass Szenen nach Umschreiben, Umstellen, Ergänzen usw. sich sinnvoll eingliedern in das Ganze, ist für mich das Schwerste des Überarbeitungsprozesses gewesen. Aber das hat unglaublichen Spaß gemacht.

 

Und jetzt? Nach dem Roman ist vor dem Roman. Meine erste Romanidee reift und wächst weiter. Irgendwann ist die Zeit, sie in die Welt zu lassen. Aber vorher gibt es noch so etwas wie eine Fortsetzung von „Aussicht auf Fichten“. Denn die zweite Frage, die mir nach der Veröffentlichung am meisten gestellt wurde war: „Und wie geht es weiter? Gibt es eine Fortsetzung?“


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